Erschreckende Bilder aus zwei Schweinemastbetrieben im Münsterland

02. März 2022

Am 5. Februar hat der Spiegel einen Beitrag mit Videoaufnahmen der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch von zwei Betrieben aus dem Münsterland online gestellt. Die Bilder sind verstörend. Und sie zeigen wieder einmal, wie dringend wir Veränderungen in der Landwirtschaft bauchen.

Am 5. Februar hat der SPIEGEL einen Beitrag mit Videoaufnahmen der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch von zwei Betrieben aus dem Münsterland online gestellt.

Die Tierärztin Diana Plange, die in dem Beitrag um eine Einschätzung gebeten wird, sagt dazu: „Für den Zustand dieser Tiere gibt es keine Entschuldigung. Das ist definitiv im strafbaren Bereich, was das Leiden, Schmerzen und Schäden der Tiere angeht.“

Während die Betriebsleiter der beiden Höfe in Billerbeck und Ascheberg-Herbern gegenüber dem Spiegel jegliche Stellungnahme zu den Bildern ablehnen und die Vermutung in den Raum stellen, dass sie von den Tierschützern wegen ihres starken Engagement im Vorstand der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN) in Misskredit gebracht werden sollen, haben sie mittlerweile ihre Strategie geändert.

In ihren Stellungnahmen räumen sie ein, dass es im letzten Sommer ein gravierendes „Schwanzbeißergeschehen“ gegeben habe, bzw. der Mastdarmvorfall eines Schweins bei den zweimal täglichen Kontrollen nicht sofort bemerkt wurde. (Bei den 3000 Schweinen des Hofes wären dafür über 8 Stunden nötig, wenn man jedem Schwein auch nur 5 Sekunden Aufmerksamkeit widmen würde!). Das System, viel zuviele Tiere auf zu engem Raum, wollen die Betriebsleiter nicht in Frage stellen. Sie betonen, dass sie an verschiedenen Haltungsprogrammen teilnehmen und von dort geprüft werden und es dabei keine Beanstandungen gab. Eine Aussage, die das Vertrauen in die Kontrollen nicht gerade stärkt! Wenn in Betrieben, in denen solche Bilder entstehen, das Veterinäramt bescheinigt, dass es zu keinem Zeitpunkt Hinweise auf Vernachlässigung der Tiere gegeben habe, mag man sich nicht vorstellen, wie es in Betrieben aussieht, in denen Auffälligkeiten festgestellt werden.

Über Jahrzehnte hat das Prinzip „wachse oder weiche“ dazu geführt, dass nur die Betriebe überleben konnten, welche die Effizienz und Intensität der Produktion am besten steigern konnten. In der „Wertschöpfungskette Schwein“, von der die Landwirtschaftsfunktionäre gerne sprechen, wurde das Tier zum Produktionsmittel, seine elementaren Bedürfnisse wurden immer mehr vernachlässigt.

Aus dem Bauernverband ist seit kurzem zu hören, dass die Landwirtschaft zu Veränderungen bereit sei. Gleichzeitig wird aber die Forderung nach Erleichterungen im Baurecht und Immissionsschutz erhoben, damit die Tierzahlen auf den Höfen nicht reduziert werden müssen. Ein Umdenken zu „weniger ist mehr“ und damit zu echten Veränderungen, hat noch nicht stattgefunden. Diese Veränderungen brauchen wir aber. Der hohe Tierbestand hat Auswirkungen auf die Böden, das Grundwasser und durch den Ausstoß von Methan, Lachgas und Ammoniak auf das Klima. Die Imagekampagnen des Bauernverbands helfen da nicht weiter. Es braucht endlich Taten. Taten, an denen erkennbar ist, dass sich der Effizienzgedanke zugunsten eines Tierwohls, das diesen Namen verdient, verschiebt. Auf dass uns solche Bilder, wie sie der Spiegel zeigt, zukünftig erspart bleiben.

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