Vor etwa 60 Teilnehmern informierte Dipl.-Juristin Miriam Köster vom Institut für Umwelt- und Planungsrecht der Uni Münster einleitend über den derzeitigen Stand der Klimaforschung und Klimapolitik.
Der Stand der Klimaforschung ergibt sich aus dem 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) und dem darauf aufbauenden Sondergutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) von Juli 2014. Als Mitarbeiterin an diesem Sondergutachten stellte die Referentin dessen wesentlichen Inhalte dar. Kernbotschaften sind: Klimawandel und Einfluss des Menschen sind eindeutig. Bleibt es bei den derzeitigen - noch steigenden - Emissionen, läuft es auf eine Erderwärmung von 4 ° gegenüber dem vorindustriellen Niveau hinaus, mit gravierenden Folgen für die Landwirtschaft, die Biodiversität und die Wasserversorgung der Länder, die heute schon unter Trockenheit leiden; es wird zu einem Anstieg des Meeresspiegels kommen, zu zunehmenden Wetterextremen und zu Gesundheitsgefahren durch Hitzestress. Diese Folgen sind aber abwendbar, wenn die Erwärmung auf 2 ° begrenzt wird, was auch noch möglich ist. Dann müssen aber die Emissionen fossiler Energieträger nachhaltig gesenkt werden, bis 2070 auf Null.
Diesen Anforderungen entspricht die derzeitige Klimapolitik nicht. Auf dem Pariser Klimagipfel im Dezember 2015 soll vereinbart werden, bis 2020 zu verbindlichen Vereinbarungen im Anschluss an das (ausgelaufene) Kyoto-Protokoll zu kommen. Ob das aber zu einem Erfolg führt und ob es noch rechtzeitig ist, ist höchst zweifelhaft. Deshalb muss auch auf anderen Ebenen gehandelt werden. Dazu gehören ein „Club der 40 Metropolstädte“ (inzwischen sind es schon 63), die sich dem Klimaschutz verpflichtet haben, und selbstverständlich die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie BUND/ Friends of the Earth, aber auch zahlreiche andere Akteure, vom Gutachten auf S. 79 ff. aufgelistet. Letztlich sind wir alle gefordert, unseren Lebensstil so anzupassen, dass wir möglichst wenig CO2-Emissionen verursachen.
Warum das nicht geschieht, damit befasste sich der Umweltpsychologe Matthias Wanner vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie unter dem Thema: Klimakommunikation und Umweltpsychologie. Die Erkenntnisse sind wenig überraschend: Wir lassen uns nur von Umständen beeinflussen, die wir spüren und die wir beeinflussen können. Der Klimawandel ist aber unmerklich. Er betrifft uns auch derzeit noch nicht mit großer Wucht, und was vorwiegend Menschen in anderen Ländern schadet und was vor allem erst die nachfolgenden Generationen ausbaden müssen, berührt uns kaum, veranlasst uns jedenfalls nicht zu Verhaltensänderungen. Hinzu kommt, dass wir sowohl bei der Mitverursachung des Klimawandels als auch bei dessen Bekämpfung nur ein ganz kleines Element sind. Als Rechtfertigung für ein Weiter-so lässt das WBGU-Gutachten das aber nicht gelten, sondern betont, dass gerade wir in den Industriestaaten eine besondere Verantwortung haben, weil wir in anderthalb Jahrhunderten Industrialisierung mehr als tausend Gigatonnen CO2 freigesetzt haben, andererseits über die finanziellen und technischen Mittel verfügen, um ohne große Komforteinbußen unsere Wirtschaft auf die Einhaltung des 2°-Ziels umzustellen.
Nach den Referaten wurden die Themen in zwei Arbeitsgruppen vertieft.
Insgesamt war es eine Veranstaltung, die auch Umweltschützern, die mit der Problematik prinzipiell vertraut sind, noch einmal den Ernst der Lage eindrucksvoll vor Augen führte. Etwas zu kurz kam, was speziell in Münster weiter zu geschehen hat, um in der vordersten Front des Klimaschutzes mit zu kämpfen. Damit werden wir uns aber in nächster Zeit selbstverständlich intensiver befassen.
(Dieter Schmalz)