Liebe Umweltfreundin, lieber Umweltfreund,
Münster ist eine Stadt mit etwas über 300.000 Einwohnern, geprägt durch eine Vielzahl von Verwaltungen und neun Hochschulen mit ca. 60.000 Studierenden.
Was die Umweltsituation in unserer Stadt betrifft, so bemüht sich Münster um Nachhaltigkeit und Klimaschutz, beteiligt sich brav an Programmen wie Global nachhaltige Kommune, Masterplan 100 % Klimaschutz, Europien Energy Award, ist Mitglied in diversen Kommunalverbänden, die sich um Umweltschutz bemühen, und hat sich als flächensparende Kommune zertifizieren lassen.
Wir haben Stadtwerke, die zu 100 % in städtischer Hand sind und die sich um eine umweltfreundliche Stromerzeugung mit Kraft-Wärme- Kopplung bemühen, mit einer großen GuD-Anlage und einer Reihe von kleinen Anlagen.
Der Abfall in Münster wird prinzipiell ohne Müllverbrennung entsorgt, es gibt in Münster keine Müllverbrennungsanlage.
Was den Naturschutz betrifft, hat Münster drei Landschaftspläne, eine Grünordnung und zwei große FFH-Gebiete: die Rieselfelder und die Davert; letztere liegt nur zu einem Teil auf dem Stadtgebiet von Münster, der andere Teil gehört in die Nachbarkreise. Mit den uns umgebenden Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf ist Münster wirtschaftlich und landschaftlich eng verbunden.
Beim Verkehr können wir wieder mit der positiven Seite beginnen: Die Münsteraner, die im engeren Stadtgebiet wohnen, fahren zu einem großen Teil Fahrrad. Unser Oberbürgermeister ist praktizierender und bekennender Radfahrer. Er hat den Autofahrern einmal vorgehalten, sie sollten den Radfahrern dankbar sein, denn wenn die auch noch Auto fahren würden, gäbe es morgens auf der B 51 einen Stau bald bis Osnabrück.
Wir haben ein gutes Bussystem, allerdings ist es das langsamste in Deutschland.
Und jetzt sind wir endgültig auf der negativen Seite: Ca. 100.000 Pendler fahren täglich in Münster herum, ganz überwiegend einzeln und mit dem Auto, verstopfen, verlärmen und verpesten die Stadt. Wenn vielfach der Eindruck erweckt wird, in Münster verdrängten die Radfahrer die Autos, so ist das leider ein Irrtum. Das Problem der Mobilität ist auch in Münster ungelöst und wird von Tag zu Tag dringender. Jetzt wollen Rat und Verwaltung dem mit einem Masterplan Mobilität 2035 zu Leibe rücken - hoffentlich ist 2035 nicht zu spät.
Von den Statistikern ist der Stadt ein Bevölkerungswachstum von 30.000 Einwohnern angekündigt worden. Das führt zu einem immensen Druck, Bauprogramme aufzulegen und neue Baugebiete auszuweisen, mit der Folge, dass immer mehr Freiflächen dem Flächenfraß zum Opfer fallen. Trotzdem darf bezweifelt werden, dass in absehbarer Zeit genügend preisgünstige Wohnungen zur Verfügung stehen.
In diesem Umfeld bewegt sich der BUND in Münster. Die Kreisgruppe hat ca. 800 Mitglieder, der Kreis der Aktiven ist nicht groß, aber stabil. Wie fast überall vermissen wir die nachdrängenden Jüngeren, um deren Zukunft es geht.
Aus unserem Aktivitätsspektrum will ich erwähnen, dass wir uns an laufenden Planungsverfahren beteiligen und Stellungnahmen abgeben, uns in den oben genannten Problembereichen wie dem Flächenverbrauch engagieren, in verschiedenen Arbeitsgruppen mitarbeiten, beispielsweise bei der Lärmaktionsplanung und beim Klimaanpassungskonzept, für das in Münster ein besonderer Anlass besteht, weil Münster im Juli 2014 bei einem extremen Starkregen mit fast 300 l pro qm in wenigen Stunden regelrecht abgesoffen ist - möglicherweise war das ein Donnerschlag in Sachen Klimawandel. Wir engagieren uns beim Baumschutz, fordern das Ende des Pestizideinsatzes auf Pachtflächen der Stadt, haben ein Naturschutzgrundstück und eine Jugendgruppe.
Noch ansprechen möchte ich ein für uns hier in Münster besonderes Problem: Es gibt hier sehr viele Umweltgruppen, nicht nur die bekannten Verbände BUND, NABU, Greenpeace, VCD, ADFC, sondern auch:
Sofa = sofortiger Atomausstieg; Gruppen, die die Energiewende und die Solarenergie fördern; es gibt das Netzwerk Gentechnikfreie Stadt Münster; es gibt „Münster isst veggie“; Fossil Free; Transition Town; Münster gegen TTIP; Zero waste; FairPla.net; eine Regionalgruppe Gemeinwohlökonomie und Dritte- bzw. Eine-Welt-Gruppen. Nehmen wir den Bereich Verkehr, so gibt es hier in Münster - neben dem BUND - den VCD, ADFC, eine IG Fahrradstadt Münster, Pro Bahn Münsterland und Critical mass Münster. Die Universität und von den anderen Hochschulen vor allem die Fachhochschule haben einen ASTA mit einem Umweltreferat und entsprechenden Aktivitäten. Selbst für das BUND-Ur-Thema Nachhaltigkeit gibt es einen eigenen Verein, den Münster nachhaltig e. V., der die heute zu Ende gehenden Nachhaltigkeitstage veranstaltet. Ein Teil der Gruppen ist im Umweltforum als Dachverband organisiert und hat Büros im Umwelthaus.
Diese Vielgestalt ist zunächst einmal positiv, für die Effektivität ist die Aufsplitterung der Umweltszene aber nicht von Vorteil. Für die Profilierung einer BUND-Kreisgruppe mit ihrem universellen Umwelt-Anspruch ist das ein schwieriges Umfeld: Für fast jedes Thema gibt es Konkurrenz und vielfach Spezialisten. Und die Öffentlichkeit, die ja schon Schwierigkeiten hat, BUND und NABU zu unterscheiden, blickt da sowieso nicht mehr durch.
Das war ein Ausschnitt aus den Überlegungen, die die münstersche BUND-Gruppe umtreiben. Vielleicht können auch Sie sich dafür interessieren? Dann freuen wir uns über den Kontakt.
Das BUND-Team Münster