Einseitige Risikobewertung
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Münster kritisiert die im sogenannten DIPOL‑Konzept zusammengefassten Pläne der Stadtwerke Münster zur Wasserwerksumstrukturierung. Weil die Bereitstellung einwandfreien Trinkwassers immer aufwendiger wird, wollen die Stadtwerke die dafür notwendigen Investitionen auf die Wasserwerke Hornheide und Hohe Ward beschränken und die beiden anderen Wasserwerke Geist und Kinderhaus schließen. Die dazugehörigen Wasserschutzgebiete wollen sie aufgeben. Im Juli soll der Rat das DIPOL‑Konzept beschließen.
„Wir sind der Meinung, dass ein so weitreichender und unumkehrbarer Beschluss eine viel größere Diskussion in der Bürgerschaft und eine viel umfassendere und ergebnisoffenere Information benötigt, als das bisher geschehen ist“, so Rita Clausing vom BUND Münster. „Die bisher verbreiteten Informationen lassen die notwendige Neutralität vermissen.“
Zum Beleg führt sie das Wasserversorgungskonzept (im März vom Rat beschlossen) und die darin enthaltene Gefährdungsanalyse an. Den Wasserwerken Geist und Kinderhaus wird eine hohe Gefährdung durch wassergefährdende Stoffe bescheinigt, die bei Verkehrsunfällen auf den umliegenden Straßen freigesetzt werden könnten. Weit weniger gefährlich erscheint den Autoren des Wasserversorgungskonzepts offenbar der Verkehr auf dem Dortmund-Ems-Kanal, aus dem zukünftig 55% unseres Trinkwassers stammen sollen. Dass gerade auch auf dem Kanal wassergefährdende Stoffe in großen Mengen transportiert werden und diese Stoffe durch Unfälle ins Wasser geraten könnten, beschwert die Verfasser des Wasserversorgungskonzepts kaum. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass auf dem Kanal etwas passiert, wodurch das Kanalwassers für die Trinkwassersanreicherung unbrauchbar wird.
Ebenso einseitig fällt die Gefährdungsbeurteilung aus, wenn es um die Gefahren geht, die von Industrie und Gewerbe ausgehen. Für die Wasserwerke Geist und Kinderhaus werden diese Risiken genannt, unerwähnt bleibt, dass es auch am Kanal Betriebe gibt, die mit wassergefährdenden Substanzen arbeiten. Dabei sind Wasserstraßen für solche Betriebe besonders interessant. Gerade plant ein Unternehmen ein Gefahrstofflager samt Verarbeitung im Hansa‑BusinessPark unmittelbar am Kanal.
Sauberes, unbelastetes Wasser zur Verfügung zu stellen, wird in unserer Zeit immer schwieriger und teurer. „Aber auch wenn es kurzfristig kostengünstiger scheint, die notwendigen Investitionen auf zwei Wasserwerke zu beschränken und die beiden anderen Wasserwerke zu schließen, so ist es langfristig die falsche Entscheidung“, sagt Hannah Behner von der BUND Jugend. „Es hat schon eine bizarre Logik, auf die vielfältigen Gefährdungen unseres Trinkwassers mit der unwiederbringlichen Aufgabe von Wasserschutzgebieten zu reagieren.“