Die drei großen NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) haben am 23.7. 2020 die landesweite Volksinitiative Artenvielfalt gestartet.
In den nächsten Monaten sollen unter dem Motto „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ mindestens 66.000 Unterschriften gesammelt werden. Dann muss sich der NRW-Landtag mit der Volksinitiative beschäftigen.Auch der NABU Stadtverband Münster und die Kreisgruppe Münster des BUND rufen ihre Bürger*innen auf die Volksinitiative mit einer Unterschrift zu unterstützen und so ein deutliches Signal für notwendige Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt in NRW zu senden. „Die Artenvielfalt auf dem Land aber auch in unseren Städten und Gemeinden muss zukünftig konsequenter und besser geschützt werden, wollen wir unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten hinterlassen“, sagte Peter Hlubek, 1. Vorsitzender des NABU Münster. „Dabei setzen wir nicht nur auf die Unterstützung unserer Mitglieder, sondern appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, sich mit ihrer Unterschrift für ein lebenswertes Nordrhein-Westfalen einzusetzen.“
„Inzwischen sind 45 Prozent der Arten in NRW bedroht. Der dramatische Rückgang vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten duldet keinen Aufschub mehr“, so Dr. Carsten Trappmann, Vorstand des NABU Münster. „Auch hier in Münster sieht es nicht besser aus. So beklagen wir bei den Kiebitzen zwischen 2003 und 2018 einen Bestandsverlust um 70 %. Typische Arten wie Kornblume, heimische Mohnblumen und Wiesenschaumkraut sind wie andere Arten großflächig von Äckern und Wiesen verschwunden und fehlen Bienen und Hummeln als Nahrungsquelle. Deswegen gehen wir trotz Corona jetzt bewusst raus auf die Straßen und Marktplätze um Unterschriften zu sammeln. Dabei werden wir selbstverständlich alle Hygieneregeln beachten.“ So kann man am NABU-Stand in Münster und in den Geschäftsstellen des BUND und des NABU im Umwelthaus, Zumsandestr. 15 Unterschriften für unsere Volksinitiative Artenvielfalt NRW abgeben.
Konkret fordern die Verbände einen Stopp des Flächenfraßes, mehr Waldflächen ohne Nutzung, die Ausweitung des Biotopverbundes und die Ausweisung eines Nationalparks Senne. Auch müssten der ökologische Landbau deutlich ausgeweitet, ein Verbot chemisch-synthetischer Pestizide in Naturschutzgebieten durchgesetzt und die Gewässer und Auen wirksamer geschützt werden. In allen diesen Politikfeldern sehen BUND, LNU und NABU Stillstand oder Rückschritte. Ein politischer Wille der Landesregierung, dem dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt konsequent zu begegnen, sei nicht erkennbar, so die Naturschutzverbände. Vereinzelte Förderprogramme ersetzten keine Strategie und ansonsten werde dem Credo, die Wirtschaft zu ‚entfesseln‘, alles untergeordnet. Wie der geplante Ausbau der B51 zeigt.
„Der Natur- und Artenschutz muss aber nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt gestärkt werden“, erklärte Susanne Röpling, Vorstand NABU Münster. Hier sei die Landesregierung gefordert, dafür den ordnungsrechtlichen Rahmen zu setzen. Die Verbände fordern so zum Beispiel klare landesrechtliche Vorgaben etwa zur Eindämmung der Lichtverschmutzung und ein Verbot so genannter Schottergärten. Umgesetzt werden müssten die Maßnahmen dann allerdings in den Städten und Gemeinden.
„Mit der Volksinitiative Artenvielfalt wollen wir uns zudem bewusst im Kommunalwahlkampf bemerkbar machen“, sagte Prof. Dieter Schmalz, Sprecher vom BUND Münster. Auch vor Ort müsse sich die Politik daran messen lassen, was sie für lebenswerte Städte und Kommunen tut. Hier geht der Artenschutz Hand in Hand mit dem Klimaschutz. Denn mit mehr Natur in der Stadt können wir auch wirksam dem Klimawandel begegnen.“
Wer kann unterschreiben?
Um die Forderungen der Volksinitiative Artenvielfalt NRW zum Thema im Landtag zu machen müssen mindestens 0,5 Prozent der deutschen Stimmberechtigten (ab 18 Jahren) in Nordrhein-Westfalen unterschreiben. Gültig sind nur manuelle Unterschriften auf dem offiziellen Unterschriftenbogen. Das Stimmrecht aller Unterzeichnenden müssen sich die Initiatoren der Volksinitiative von der jeweiligen Gemeinde der Hauptwohnung bestätigen lassen.
Wer steht hinter dem Volksbegehren?
Die Volksinitiative Artenvielfalt wurde durch die NRW-Landesverbände des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU) und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) ins Leben gerufen, um eine landesweite Kampagne zum Erhalt der Artenvielfalt in NRW durchzuführen. Ziel der Initiative unter dem Motto „Insekten retten – Artenschwund stoppen“ ist es, konkrete Handlungsvorschläge zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in den NRW-Landtag einzubringen und das Land so zu mehr Natur- und Artenschutz zu bewegen. Eine Übersicht über die weiteren Unterstützer*innen der Volksinitiative findet man auf der Webseite www.artenvielfalt-NRW.de.
Unterschriftsbögen werden im Umwelthaus, Zumsandestraße 15 in Münster, gesammelt.
Weitere Informationen auch unter www.bund-nrw.de.